Informationen aus erster Hand

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Kreis-Anzeiger, Altenstadt 20.06.2017

PODIUMSDISKUSSION Oberstufenschüler des Politik-Leistungskurses an der Limesschule laden Spitzenkandidaten ein

ALTENSTADT – (mü). Sie haben schon Kreistagssitzungen in Friedberg miterlebt, saßen im Zuge von Planspielen im Kieler Landtag und in Gremien der Vereinten Nationen – Langeweile, trockene Paragrafen und Phrasen sind für den O2-Leistungskurs Politik und Wirtschaft der Limesschule Altenstadt unter der konzeptionellen Leitung von Fachlehrer Jochen Becker ein Fremdwort.

 

Jetzt hatten die Oberschüler und ihr engagierter Lehrer auf Eigeninitiative fünf Direktkandidaten des Bundestagswahlkreises 175 (Main-Kinzig – Wetterau II/Ost – Schotten mit insgesamt 24 Kommunen) in ihrer Schule zu Gast, hinzu kam Natascha Baumann (FDP) als Vertreterin des Kandidaten Pierre Kurt.

„Ziel der Veranstaltung war es, dem Leistungskurs, in dessen Reihen sich zahlreiche Erstwähler befinden, Informationen zum Wahlprogramm der unterschiedlichen Parteien aus erster Hand zur Verfügung zu stellen“, erklärte Fachlehrer Jochen Becker im Gespräch. „Die Bundestagswahl, unser Wahlsystem und die Möglichkeiten, per Stimmabgabe direkten Einfluss auf die Politik der nächsten vier Jahre in unserem Land zu nehmen, stehen zurzeit im Lehrplan. Außerdem wollten die Schüler eigene Fragen formulieren, die ihren Interessengebieten entsprechen – und natürlich Antworten erhalten.“

Bei den Direktkandidaten, die von Schulleiterin Gabriele Küster begrüßt wurden, handelte es sich um den Gymnasiallehrer Dirk Methfessel (Die Linken), die Rechtsanwältin und Bundestagsabgeordnete Bettina Müller (SPD), den Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler und hauptamtlichen Kreisbeigeordneten des Main-Kinzig-Kreises Matthias Zach (Die Grünen), den Historiker, Bundestagsabgeordneten und CDU-Generalsekretär Dr. Peter Tauber, die Betriebswirtin Natascha Baumann (FDP), Mitglied der Gemeindevertretung Altenstadt, und die Rechtsanwältin Mariana Harder-Kühnel (AfD).

Auf Fragen der Oberschüler legten alle Podiumsteilnehmer ihren Werdegang in der Politik dar, wobei schon da deutlich wurde, dass man keineswegs Vertreter einer Einheitspartei mit unterschiedslosen Zielen vor sich hatte. Die Beweggründe der einzelnen Politiker, in ihre jeweilige Partei einzutreten, oder auch die Parteizugehörigkeit zu wechseln, stellten sich als sehr unterschiedlich dar: So gaben die Prägung durch Elternhaus und Schule in den Berichten der einzelnen Podiumsteilnehmer zwar eine Grundrichtung vor, die sich aber durch den gewählten Beruf, die eigene Erfahrung und Auseinandersetzung mit dem deutschen Bildungssystem, das Engagement für Natur und Umwelt, für Frieden und Solidarität innerhalb einer Gesellschaft im Laufe des Lebens zum Teil grundlegend verändert hatte.

Klare Prioritäten setzten alle vertretenen Parteien beim Ausbau des Bildungssystems, wobei ein Schwerpunkt auf die Verbesserung der politischen Bildung gelegt wurde. Da erkannten die Politiker aber auch die Verpflichtung jedes einzelnen Jugendlichen und jungen Erwachsenen, sich schon früh seiner Möglichkeiten, zunächst im Rahmen der Schulpolitik (zum Beispiel in der Schülermitverwaltung) bewusst zu werden und sich zu engagieren. Unterschiedlich wurde die Herabsetzung des Wahlalters von 18 auf 16 Jahre beurteilt.

Allgemein hob man seitens der Linken und der SPD die programmatische Formel „gebührenfreie Bildung von der Kita bis zur Uni“ hervor, während Grüne, CDU und FDP betonten, der Staat müsse die Rahmenbedingungen zur Vereinbarung von Beruf und Familie verbessern, um Familien ein geregeltes, ausreichendes Einkommen und somit eine gute Förderung der Kinder zu ermöglichen.

Über die Notwendigkeit von Einwanderung, aber auch deren Regulierung, bestand im Grundsatz Konsens, Unterschiede gab es in puncto Umsetzung. Kritisch hierzu äußerte sich die Vertreterin der AfD, die persönliche Sorgen um die Zukunft ihrer Kinder angesichts von Terror und Gewalttaten sowie „Tabus“ und „Verschweigen von Fakten“ in der Berichterstattung der Medien über das Thema Einwanderung konstatierte. Letztgenannten Äußerungen wurde von den übrigen Parteivertretern widersprochen. Weitere wichtige Themen des Podiums waren Klimawandel und Energiewende, der demografische Wandel,

Im Anschluss an das Podium entspann sich eine rege Diskussion, indem unter anderem die Vertreterin der AfD von den Schülern zu ihrer Positionierung beziehungsweise Abgrenzung ihrer Partei zur NPD befragt wurde.

„Nach der Veranstaltung zogen die jungen Teilnehmer ein sehr positives Fazit“, sagte Fachlehrer Jochen Becker. „Die Unterschiede zwischen den Parteien und deren jeweilige Charakteristika seien ihnen jetzt viel deutlicher als zuvor.“ Die neugewonnenen Erkenntnisse flossen in eine ausführliche Reflexion und eine interne vorgezogene geheime Wahl ein. In jedem Fall sind die Erstwähler der Limesschule Altenstadt nunmehr optimal auf die kommende Bundestagswahl vorbereitet.