Märchenerzählung für die Fünftklässler

Kreisanzeiger, 26.01.2017, ALTENSTADT – (red). „Es war einmal ein König, der war krank, und niemand glaubte, dass er mit dem Leben davonkäme“, sagte Waltraud Kleinau-Ritter. Es war der Beginn ihrer Erzählung, die von einem gesundmachenden Wasser handelte, von einem Zwerg und – natürlich – von einer Königstochter. Märchenstoff eben. Die leidenschaftliche Erzählerin Waltraud Kleinau-Ritter war im Rahmen des aktuellen Lehrplanthemas „Märchen“ an zwei Vormittagen zu Besuch in allen fünften Klassen der Altenstädter Gesamtschule, um spannend und unterhaltsam Märchen vorzutragen. Während ihrer Erzählung war alles still.

Kleinau-Ritter erzählte sehr lebendig, mit viel Energie und schauspielerischem Talent trug sie das Märchen vom „Wasser des Lebens“ frei vor und zog damit die Kinder direkt in ihren Bann. Anders als jemand, der vorliest, ist eine Märchenerzählerin in ständigem Austausch mit dem Publikum. Gestik und Mimik spielen eine große Rolle. „Das ist wichtig, um die Aufmerksamkeit zu bekommen“, sagte sie. Mal beugte sie sich zu einem Kind herab, mal guckte sie jemandem in die Augen. Beim Vorlesen von Texten seien die Geschichten ausgeschmückt, alles werde detailliert beschrieben. Da bleibt weniger Raum für eigene Vorstellungen.

Nicht so bei der Erzählung. Wenn Waltraud Kleinau-Ritter vom verwünschten Schloss erzählt, muss sich jeder sein persönliches Bild davon machen, muss die Fantasie einschalten. Die Herausforderung einer Erzählerin sei es, das richtige Märchen zu finden oder es für das Publikum individuell zu bearbeiten und abzuwandeln.

Die Fünftklässler staunten, waren gespannt, hatten Fragen und Antworten. „Oh nein“, entfuhr es Laura an der Stelle, als der Prinz Mitternacht zu verschlafen droht. Aber Laura weiß, dass am Ende alles gut wird. Schließlich hat sie ein dickes Märchenbuch zu Hause, das sie schon einmal in den Deutschunterricht mitbrachte. „Ich fand Märchen schon immer interessant“, sagte die Zehnjährige. Ihr Lieblingsmärchen ist „Aschenputtel“.

Das ist das Besondere an den Geschichten: Sie gehen immer gut aus. Zu Beginn gibt es ein Problem, am Ende löst es sich auf, wenn es auf dem Weg dorthin auch noch so viele Schwierigkeiten und Komplikationen gibt.

Bei ihrem jungen Publikum schien ihr Besuch sehr gut anzukommen, wie an den strahlenden Gesichtern und dem Applaus der Kinder zu erkennen war. Am Ende wünschten sich die Schüler, dass die Märchenerzählerin bald wiederkommen möge. „Auch im Zeitalter der digitalen Medien treffen solche Märchen immer noch“, sagte Kleinau-Ritter begeistert.