US-Botschaftsrat Jeffrey VanDreal zu Gast an der Limesschule Altenstadt

Kreisanzeiger, Altenstadt, 23.09.2016 „A waschechte Amerikaner“  – (ten). Ein besonderes Erlebnis wurde rund 50 Schülern der Limesschule gestern zuteil: Jeffrey VanDreal, Botschaftsrat der USA, war zur Information über die Vereinigten Staaten und zur Diskussion mit den Schülern nach Altenstadt gekommen. Dabei hoffte er auch, einige Stereotypen über die USA ausräumen zu können. Durch persönliche Beziehungen der Lehrerin Claudia Neubauer war der Kontakt zwischen dem US-Konsulat und der Limesschule entstanden. Das Kollegium und auch die Schüler hatten einigen Aufwand betrieben, dem Botschaftsrat und seinen Mitarbeitern einen würdigen Empfang zu bereiten. Amerikanische Flaggen schmückten Cafeteria, Podium und Rednerpult. Neben einer Variation auf den Marsch „Unter dem Sternenbanner“ wurde die Delegation von Eva-Maria Juhas mit zwei Liedern, begleitet von Berkant Varol am Klavier und Jeramy Acevedo Cortes an der Gitarre, begrüßt. VanDreal machte allerdings schnell klar, dass er die Distanz von Podium oder Rednerpult nicht schätzt. „Ich laufe herum“, erklärte er Schulleiterin Gabriele Küster. Denn obwohl er eine Power-Point-Präsentation vorbereitet hatte, suchte der Botschaftsrat den direkten Kontakt zu den Schülern. Er wolle keine Rede halten, sondern einen Dialog führen. „Have you ever met a waschechte Amerikaner?“, wollte er in einer bemerkenswerten Mischung aus Englisch und Deutsch wissen. Die immerhin drei Schüler, die bisher weder in den USA gewesen sind noch einen Amerikaner getroffen hatten, begrüßte er anschließend persönlich mit Handschlag. „Wir mögen es, Menschen zu treffen“, erklärte VanDreal. Das sei ein Überbleibsel des „Frontier Spirit“ aus den Tagen der Besiedelung Nordamerikas. Die Begegnung und Verständigung mit anderen Menschen sei damals notwendig gewesen. In seinem Vortrag sprach er aber auch die Schattenseite dieser Eroberung des Westens an, die Verfolgung und Entrechtung der Ureinwohner. Ein weiteres Problem dieses Frontier Spirit kam in der Diskussionsrunde zur Sprache. Der zweite Verfassungszusatz erlaubt jedem Amerikaner, eine Waffe zu tragen. Dieses Grundrecht habe 1816 seine Berechtigung gehabt. VanDreal bezweifelte, ob die Gründe für dieses recht auch 200 Jahre später noch existent seien. Im Zusammenhang mit den Berichten über Polizisten, die Verdächtige erschießen, wies er auf die Risiken des Rechts, Waffen zu tragen, hin. Denn jeder Polizist müsse davon ausgehen, dass ein Verdächtiger bewaffnet sei. Er wies auch darauf hin, dass über Angriffe auf Polizisten wenig berichtet werde. Im Übrigen gebe es auch in Deutschland trotz strenger Waffengesetze Probleme mit Amokläufen. Dass die Amerikaner so auf diesem Grundrecht beharren sei offenbar auch ein Ausdruck von Individualismus, der die Kultur prägt. „Wir mögen Mannschaftssportarten, bei denen ein oder zwei Spieler dominieren“, erklärte VanDreal. „Wir mögen Fußball nicht, weil es im Spiel keine herausragenden Stars gibt.“ Dieser Individualismus äußere sich auch im Verhältnis zum Staat. „Die Gemeinschaft muss nur die Dinge tun, die nur die Gemeinschaft tun kann.“ In der Umkehrung bedeute das: Jeder muss für sich selbst sorgen. Ein Grund, warum Amerika ein schwaches Sozialsystem hat. Die positive Seite sei dagegen der „American Dream“. VanDreal beschrieb die Grundidee dieses Traums, dass jeder, wenn er nur hart genug arbeite, erfolgreich und wohlhabend werden könne, ausgehend von den Wurzeln der puritanischen Einwanderer. Er nannte positive Beispiele wie Loeb Strauss, den Erfinder der Levi’s Jeans oder
Eberhard Anheuser und Adolphus Busch, zwei ebenfalls deutsche Einwanderer, die die bekannteste Brauerei der
USA gründeten.
Vergleichbare Beispiele gebe es auch heute noch, etwa Steve Jobs oder den Microsoft-Gründer Bill Gates. Wobei
besonders bei Letzterem das Bild des Armen, der durch harte Arbeit reich wurde, etwas schief sei. „Ein armer Student
in Stanford ist ein Widerspruch in sich.“
VanDreal wies aber auch darauf hin, dass es ähnliche Beispiele nicht nur in den USA, sondern überall auf der Welt
gebe. „Es ist der Traum der Menschen, nicht der amerikanische Traum“, betonte er. Sehe man sich Umfragen an, wie
optimistisch Menschen in verschiedenen Ländern seien, dass sie eine bessere Zukunft hätten, zeige sich: „Es ist nicht
länger der amerikanische Traum, es ist der asiatische Traum.
Küster dankte dem Botschaftsrat zum Abschied für seinen Besuch und seine ebenso humorvolle wie mitreißende
Darstellung Amerikas und seiner Kultur. Sie hofft, „dass durch den Besuch eine engere Bindung an die Limesschule
entstanden ist und die Veranstaltung mit anderen Schülern wiederholt werden kann“.