Preisträger zu Gast in der Limesschule Altenstadt

Kreis-Anzeiger, 10.04.2018

ALTENSTADT – (red). „Hundertdreißig tiefe Atemzüge dauern genau fünf Minuten. Außer, wenn ich erkältet bin. Dann dauern sie ein bisschen länger, weil ich zwischendurch husten muss. Dann kommen die Ampeln und ich aus dem Takt.“ So beginnt die Geschichte der 21-Jährigen Laura Nold aus Grünberg. Unter dem Titel „Morgens bin ich immer müde“ berichtet die Studentin von der Nacht eines Zwangsneurotikers. Eine Geschichte, über die man lange nachdenken kann. Eine Geschichte ohne falsches Pathos, ohne Larmoyanz, klar und schnörkellos erzählt – da ist es kein Wunder, dass Laura Nold damit im vergangenen Jahr beim Jugend-Literaturpreis der Ovag gewonnen hat. Für eine Lesung waren sie und zwei andere Preisträger in die Limesschule nach Altenstadt gekommen.

„Ich schreibe, seit ich schreiben kann“, sagt die 21-Jährige. Das berufliche Risiko eines Schriftstellers will Laura Nold aber nicht eingehen – sie schreibt, weil es ihr Spaß macht. „Wenn dabei mal ein Manuskript herauskommt, das einem Verlag gefällt, wäre es natürlich schön, aber Ziel ist es nicht.“ Für Nold war es bereits die dritte Nominierung beim Jugend-Literaturpreis.

Auch der 18-jährige Timothy Heinle ist beim Jugend-Literaturpreis kein Unbekannter mehr – bereits 2014 und 2015 war er unter den Preisträgern. Diesmal hat dem Ranstädter eine Art Initiationsgeschichte zum Erfolg verholfen. Thema, Herangehensweise, Stil und Sprache haben die Jury überzeugt, Heinle als einen von 23 Preisträgern auszuzeichnen. Seine Geschichte, die er „Wir sind Männer“ nannte, dreht sich um einen Jugendlichen, der seine Vorliebe für Seidenstrümpfe und das gleiche Geschlecht vor seinem Vater verbergen muss. „Ich habe die Geschichte nach einem Vorbild aus dem echten Leben geschrieben“, erklärt der junge Autor seinen Zuhörern.

Ein neues Gesicht ist hingegen Ronja Wolf aus Glauburg. Zurückgenommen, mit zarter Stimme präsentierte sie eine märchenhaft-fantastische Geschichte, die von der Begegnung zwischen dem Dörfler Vicas und einem allein in der Wildnis lebenden Jungen erzählt, dessen Appetit das durchschnittliche Nahrungsbedürfnis weit übersteigt. Die symbiotisch anmutende Beziehung endet, als Vicas sich selbst als Mahlzeit anbietet, damit das Dorf und seine Familie von dem Jungen verschont bleiben. „Der Leerling“ heißt ihr Text, der ihr den Sieg einbrachte. „Die Idee kam mir spontan, als ich das Wort ‚Lehrling‘ in falscher Schreibung mit Doppelvokal gesehen habe“, erzählte die 21-jährige Studentin. Der Rest ihrer preisgekrönten Story habe sich selbst ergeben.

Begleitet wurden die Wettbewerbsteilnehmer von Ovag-Öffentlichkeitsarbeiter Andreas Matlé, der für die Teilnahme am Wettbewerb warb. Einsendeschluss für den Wettbewerb 2018 ist der 15. Juli.